Ein Nürnberger Bauträger auf Erfolgskurs
veröffentlicht am: 14.04.2021
Covid-19 beutelt seit genau einem Jahr die Wirtschaft. Viele Branchen leiden und die erschreckenden Nachrichten, dass schon wieder eine bekannte Firma oder ein beliebtes, alteingesessenes Unternehmen der Heimatstadt Insolvenz angemeldet hat, häufen sich. Zwischen alldiesen Schreckensnachrichten macht dagegen ein Nürnberger Unternehmen aus ganz anderen Gründen auf sich aufmerksam: die Schultheiß Projektentwicklung AG. Der fränkische Bauträger befindet sich seit Jahren auf Wachstumskurs und hat selbst im Krisenjahr 2020 nochmals richtig Fahrt aufgenommen.
Redaktionsleiter Steve Iser vom qm Magazin hat sich mit Michael Kopper, Vorstandsvorsitzendem der Schultheiß Projektentwicklung AG, unterhalten, die letzten Monate Revue passieren lassen und über die Auswirkungen der Pandemie auf den Immobilienmarkt gesprochen.
Herr Kopper, die Wirtschaft hat ein hartes Jahr hinter sich. Was hat Corona mit der Baubranche gemacht?
Michael Kopper: Die Baubranche gehört glücklicherweise zu einer der wenigen Branchen, in der weitestgehend normal weitergearbeitet werden konnte. Auf den Baustellen ist es einfacher als in anderen Bereichen, Abstand zueinander zu halten. Wir haben außerdem penibel auf Hygiene geachtet – auch im Büro. Unsere Mitarbeiter haben Mundschutzmasken und Desinfektionsmittel erhalten und wo es aufgrund der Tätigkeit ging, haben wir den Kollegen Homeoffice ermöglicht. Am Firmeneingang wurde eine Fiebermessstation installiert, um kontaktlos von allen Mitarbeitern und Besuchern die Temperaturvor dem Betreten des Hauses zu prüfen. Trotz der Pandemie und den katastrophalen Auswirkungen auf die Wirtschaft konnten wir als Team bei der Schultheiß Projektentwicklung AG im Jahr 2020 Immobilien im Wert von über 250 Millionen Euro verkaufen.
Der Baubranche geht es also trotz Covid-19 verhältnismäßig gut, die seit Jahren prophezeite Blase ist (noch) nichtgeplatzt. Hat sich im vergangenen Jahr etwas am Kaufverhalten Ihrer Kundengeändert?
Michael Kopper: Geradewegen Corona ist scheinbar vielen Menschen bewusst geworden, wie wichtig das perfekte Zuhause für sie ist. Das ist auch nachvollziehbar: keine Urlaubsreisen und Wochenendtrips, stattdessen Homeoffice oder sogar Kurzarbeit und nächtliche Ausgangssperren – wir alle haben in den letzten Monaten wohl so viel Zeit daheim verbracht wie noch nie. Wer sich in seinem Zuhause nicht wohlfühlt, für den gestaltet sich die derzeitige Situation noch schwieriger als sie eh schon ist. Als Bauträger merken wir, dass sich die Nachfrage nach Qualitäts-Immobilien, besonders in begehrten Lagen, insgesamt eher verstärkt hat. Vor allem Immobilien, die etwas außerhalb und nicht direkt in der Nürnberger Innenstadt liegen, erfreuen sich derzeit großer Beliebtheit.
Warum sind gerade die Vororte so beliebt?
Michael Kopper: Nehmen wir Zirndorf als Beispiel: Unsere Kunden haben hier den Stadtwald direkt vor der Haustür und können jeden Tag etwas Anderes unternehmen: Erlebnispfade im Wald erkunden, das Wildschweingehege besuchen, zur „Alten Veste“ wandern und den tollen Ausblick genießen. Durch den eintönigen Corona-Alltag haben viele Leute festgestellt, wie wichtig ihnen diese Abwechslung doch ist. Gleichzeitig sind die Innenstädte von Nürnberg, Fürth und Erlangen schnell mit Auto, Bus oder Bahn erreichbar. Wir merken aber auch, dass die Pandemie und die noch nicht abschätzbaren Folgen die Menschen verunsichern. Bis eine Kaufentscheidung tatsächlich fällt, vergehen mittlerweile ein bis zwei Wochen mehr als sonst. Die Kunden lassen sich Zeit und wägen genau ab. Vor allem wollen sie zunächst das „Go“ ihrer finanzierenden Bank in der Hinterhand haben, bevor sie eine Entscheidung treffen.
Die Nachfrage ist trotz Pandemie also eher gestiegen. Zusammen mit dem Grundstücks-Mangel, den wir besonders in den Metropolen haben, sind das keine guten Nachrichten für den Mann mit kleinem Geldbeutel, oder?
Michael Kopper: Bauland ist Mangelware. Leider tun sich auch die Kommunen schwer, so viel bebaubare Grundstücke auszuweisen wie nötig wären, um den Bedarf zu decken. Wir sind uns dessen bewusst, dass die Preise am Wohnungsmarkt auch aus diesem Grund immer weiter ansteigen und Menschen mit niedrigerem Budget oft schlechte Karten auf dem freien Wohnungsmarkt haben. Unser Anliegen ist aber: Attraktive und qualitative Wohnungen auch für mittlere Budgets bereitzustellen. Daher haben wir uns vor zwei Jahren entschieden, neben dem freien Wohnungsbau auch Projekte für den geförderten Wohnungsbau zu entwickeln.
Zwei Jahre sind noch keine besonders lange Zeit. Welche Erfahrung kann die Schultheiß Projektentwicklung also im geförderten Wohnungsbau vorweisen?
Wir haben 2018 nicht erst vorsichtig in diesen Bereich hineingeschnuppert, sondern sind mit Vollgas im geförderten Wohnungsbaudurchgestartet. Investmentprojekte mit vielen Wohneinheiten gehören schonlänger zu unserem Portfolio und so konnten wir in diesen zwei Jahren bereits zahlreiche Projekte im preisgünstigen Segment auf den Weg bringen. Die Erfahrungen und das Knowhow aus den vielen Jahren zuvor musste lediglich auf den geförderten Wohnungsbau übertragen werden. Dank unserer erfahrenen Teams war das aber kein Problem. Demnächst startet beispielsweiseunser bislang größtes Bauprojekt mit knapp 150 EOF-geförderten Wohnungen.
Worum geht es bei diesem Projekt genau?
Michael Kopper: Wir bauen im Nürnberger Süden zwischen der Zweig- und der Fuggerstraße eine Wohnanlage mit 146 öffentlich geförderten und 30 freien Wohnungen. Wir werden noch im Quartal I/2021 beginnen und planen die Fertigstellung für Ende 2022. Ins Erdgeschoss zur Fuggerstraße werden mehrere Gewerbeflächen integriert und das Untergeschosswird größtenteils als Tiefgarage ausgebaut. Die Wohnanlage ist, ähnlich wie ein Vierseithof, ringsum geschlossen und es wird im Inneren einen großen, begrünten Außenbereich mit Spielplatz geben. Das gesamte Wohngebäude wird barrierefrei errichtet, damit die Bewohner bei Krankheit oder im Alter ein möglichst selbstständiges Leben führen können. Außerdem entspricht unser Neubau dem energieeffizienten KfW- 55-Standard. Das bedeutet für die Bewohner: sehr geringer Energieverbrauch und damit niedrige Energiekosten. Die Flachdächer werden extensiv begrünt und werden optimal für die Installation einer Photovoltaikanlage vorbereitet. Das ist vor allem für den neuen Eigentümer ein Vorteil, falls er eine solche Installation irgendwann in Erwägung zieht.
Was spricht aus Käufersicht noch dafür, in Projekte ausdem geförderten Wohnungsbau zu investieren?
Michael Kopper: Investoren, die auf Projekte im geförderten Wohnungsbau setzen, erhalten Fördergelder von staatlicher Seite, die bei den hohen Entwicklungskosten sehr stattlich ausfallen. Da wir zudem im nachhaltigen und energieeffizienten KfW-Standardbauen, winkt dem Käufer bei der Finanzierung ein hoher Tilgungszuschuss. Durch die Einstufung der Wohneinheiten als EOF-Wohnungen kann sich der Investor auf feste Mieteinnahmen verlassen. Darüber hinaus bieten wir bei unseren Projekten auch regelmäßig Mischformen aus Miet- und Eigentumswohnungen an – so wie in der Zweigstraße. Dort haben wir ja EOF-Wohnungen, freie Wohnungen und Gewerbeflächen. Zuletzt darf man nicht vergessen, dass es zu einem positiven Image beiträgt, wenn Unternehmen oder Institutionen moderne und ansprechende Wohnungen preiswert zur Verfügung stellen und damit den angespannten Wohnungsmarktentlasten.
Viele denken beim geförderten Wohnungsbau an den typischen Plattenbau mit Sozialwohnungen in schwierigem Umfeld. Was sagen Sie dazu?
Michael Kopper: Unsere Vision ist es, mit unseren Projekten maßgeschneiderte Wohnquartiere entstehen zu lassen, die einem modernen und nachhaltigen Lebensstil gerecht werden. Es geht darum, Lebensqualität zu schaffen. Dafür setzen wir auf hochwertige Materialien, zeitlose, elegante Architektur und moderne Wohnkonzepte. Unsere Wohnungen im geförderten Wohnungsbau zeichnen sich beispielsweise durch große, oft bodentiefe Fenster und offene Wohn-/Kochbereiche aus – so wie man es sonst meist nur bei modernen Qualitäts-Immobilien vorfindet. Wir rücken die Familien und deren Bedürfnisse in den Mittelpunkt und integrieren in vielen Fällen nebeneiner großzügigen und kindgerechten Außenanlage auch eine Kindertagesstätte, um junge Eltern zu entlasten. Bei der Planung gehen wir gezielt auf die Wünsche der jeweiligen Gemeinde ein und informieren transparent über unsere Vorhaben. Vom sozialkritischen Plattenbau kann also in keinster Weise die Rede sein.
Für die Schultheiß Projektentwicklung AG geht es offensichtlich steil bergauf. Worauf freuen Sie sich in diesem Jahr besonders und was wünschen Sie sich persönlich für 2021?
Michael Kopper: Wir haben derzeit eine Menge neuer Bauprojekte in der Pipeline, deren Realisierung durch den Wahnsinns-Umsatz im letzten Jahr in trockenen Tüchern ist. Dabei geht es auch um zahlreiche Projekte im geförderten Wohnungsbau. Diese Bauvorhaben liegen mir besonders am Herzen und ich freue mich am meisten darauf, sie hochwachsen zu sehen. Persönlich habe ich vermutlich noch nie den gewöhnlichen Kleinigkeiten so entgegengefiebert wie jetzt, wo durch Corona vieles nicht möglich ist: ein gemütliches Abendessen im Restaurant, ein entspanntes Treffen mit Freunden, endlich wieder Kollegen und Geschäftspartner auf Events der Branche treffen und sich unbeschwert miteinander unterhalten. Dass diese Dinge bald wieder möglich sind, das wünsche ich mir persönlich für 2021.
Vielen Dank für das Gespräch!